Die Pensionsversicherung der Angestellten in Österreich und Deutschland am Anfang des 20. Jahrhunderts
ISBN:
978-3-9904643-7-3
Verlag:
ÖGB Verlag
Land des Verlags:
Österreich
Erscheinungsdatum:
01.12.2019
Reihe:
Berichte und Forschungen zur Gewerkschaftsgeschichte
Format:
Softcover
Seitenanzahl:
496
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Das „Gesetz vom 16. Dezember 1906 betreffend die Pensionsversicherung der
in privaten Diensten und einiger in öffentlichen Diensten Angestellter“ stellt einen
der großen Marksteine in der Geschichte der österreichischen Sozialpolitik dar.
Eine staatliche Arbeiterrentenversicherung war in der Habsburgermonarchie
– im Unterschied zum Deutschen Reich – noch nicht geschaffen worden. Die
Angestelltenpensionsversicherung erfasste damals also nur einen kleinen Teil
aller unselbständig Beschäftigten, knapp mehr als 10 Prozent.
Die Auswirkungen der Angestellten-Pensionsversicherung auf die Sozialpolitik
des 20. Jahrhunderts können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Wesentliche Prinzipien der Altersversorgung der Staatsbeamten wurden mit
diesem Gesetz erstmals auf Beschäftigte der Privatwirtschaft ausgedehnt. An
erster Stelle steht das Prinzip der Einkommenssicherung: Der in der Erwerbsphase
erreichte Lebensstandard sollte im Ruhestand beibehalten werden können.
Während die Altersrente für Arbeiter, wie sie 1889 in Deutschland eingeführt
worden war, bis in die 1950er-Jahre nur einen kleinen Zuschuss zum
Lebensunterhalt leistete, erreichte die österreichische Angestelltenpension von
1906 nach 40 Dienstjahren bis zu 90 Prozent des Gehalts. Von den 1950er-Jahren
an wurde dann das Prinzip der Lebensstandardsicherung im Alter zum allgemeinen
Ziel staatlicher Sozialpolitik. Die Angestellten-Pensionsversicherung
war damit Vorreiter einer Entwicklung, die alle ArbeitnehmerInnen einschloss.
Eine zentrale Rolle spielten die Netzwerke der Angestellten um Anton Blechschmidt
(1841-1916), Obmann der Wiener Lokalgruppe der „Privatbeamten“ im
„Ersten Allgemeinen Beamtenverein“. Die umfangreiche Korrespondenz und
Dokumentation im Nachlass von Blechschmidt bildet eine wichtige Quellengrundlage
des Buches.