Sicher sind wir nicht geblieben
Wenn über jüdisches Leben in Deutschland gesprochen wird, dann vor allem bezogen auf die Shoah und Antisemitismus. Damit aber werden Jüdinnen und Juden zu Objekten von Themen, die zwar untrennbar verbunden sind mit dem Land, in dem sie leben. Ihr eigenes Leben mit all seinen Realitäten aber taucht in gesellschaftlichen Diskursen kaum auf.
Die Autor:innen dieses Bandes nehmen einen radikalen Perspektivwechsel vor, indem sie die Vielfalt jüdischer Positionen aufzeigen und sich als Jüd:innen selbst zu Wort melden. Sie schreiben über Rollen, die ihnen zugewiesen werden, über das Unbehagen, das die Präsenz lebender Jüdinnen und Juden manchmal auslöst, über den Schmerz und die Leerstellen, die sie empfinden, aber auch über Chancen und Hoffnungen. Und sie machen unmissverständlich klar, dass die ambivalente Beziehung jedes Einzelnen von ihnen zu diesem Land ungelöst bleibt.
Laura Cazés, geboren 1990 in München, beobachtet jüdische Gegenwart in Deutschland, schreibt und spricht darüber und ist auch selbst ein Teil davon. Ihr Kernthema ist die Diversität jüdischer Lebenswelten in Deutschland und deren Wahrnehmung und Einbezug in gesellschaftliche Diskursräume.
Sie studierte Psychologie und Sozialmanagement in Göttingen und Berlin und arbeitet für die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Seit 2020 leitet sie dort den Bereich für Kommunikation und Digitalisierung. Laura Cazés lebt in Frankfurt am Main.