Reineke Fuchs - Karriere eines Weltkindes Eine juristische Neudeutung
Im deutschen Sprachraum ist Reineke Fuchs vor allem durch Goethes (gleichnamige) epische Dichtung bekannt. Die Grundlage bildet jedoch der Roman de Renart, der um 1200 entstanden ist. Reinekes Abenteuer waren eine politische Provokation. Ludwig IX. hat die Verbreitung des Roman de Renart verboten.
Friedrich Harrer vertritt in seinem Buch die Auffassung, dass man auch Goethes „Reineke Fuchs“ nur verstehen kann, wenn man die politisch-juristischen Auseinandersetzungen des Mittelalters einbezieht. Einen – mehrere Jahrhunderte dauernden – Konflikt lösten die Friedensbewegungen aus, die zunächst von der Kirche, in der Folge von den Königen getragen wurden: Die Großen des Reiches wollten die Zurückdrängung der Fehde und die Etablierung eines geordneten Gerichtsverfahrens nicht hinnehmen.
So erfährt die Dichtung Goethes nach mehr als zweihundert Jahren eine ebenso überraschende wie plausible Neudeutung.
Friedrich Harrer lehrt Gesellschaftsrecht und Zivilrecht an der Universität Salzburg.
Vorstudien zu diesem Band waren „Dunkel genug? Die schwierige Deutung des Gedichtes Wiederfinden“, Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft 111/112/113 (2007/2008/2009) 85 ff; Ganzheitliches Denken und Naturmystik bei Goethe, in Dinzelbacher (Hrsg), Mystik und Natur. Zur Geschichte ihres Verhältnisses vom Altertum bis zur Gegenwart (2009) 155 ff; „Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns“? Wandlungen des europäischen Naturgefühls, in Dinzelbacher/Harrer (Hrsg), Wandlungsprozesse der Mentalitätsgeschichte (2015) 199 ff.